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25. Januar 2023 Gregor Schneider Thüringen
Wir hatten für den Herbst einen Stammtisch nur unter Vorbehalt geplant. Die letzten Veranstaltungen zu dieser Jahreszeit mussten alle abgesagt werden. In diesem Jahr schien es nun zu klappen.
Wir haben ihn sicherheitshalber einige Wochen vorverlegt, auf den 11. November, unseren Nikolausstammtisch! Die Kollegen der Köstritzer Schwarzbierbrauerei haben eingeladen und einen Besuch der Geraer Höhler organisiert. Treffpunkt für die interessante Tour in die „Unterwelt“ der Geraer Altstadt war die Gasthausbrauerei ZAPFHAHN in unmittelbarer Nähe zum Höhlermuseum.
Die Gasthausbrauerei ZAPFHAHN ist ein junges Unternehmen und wurde 2019 eröffnet. Mit der kleinen Schaubrauerei erfüllte sich der Inhaber und Betreiber, Kevin Pagenkopf, den Traum einer eigenen Brauerei und Gera hat wieder eine Braustätte in der Altstadt. Sein Handwerk hat er in der nahen Köstritzer Schwarzbierbrauerei erlernt und so ist es nicht verwunderlich, dass seine Biere eine hervorragende Qualität aufweisen.
In Gera wurde schon früher viel Bier getrunken und gebraut. Man spricht von ca. 1,4 Millionen Liter im 17. Jahrhundert! Wer Hausbesitzer war hatte damals auch das Braurecht. Aber wo sollte man die vielen Hektoliter Bier lagern? Große Berge mit Felsenkeller gab es nicht. Es gab nur die Option in die Tiefe zu gehen. Im 16. Und 17. Jahrhundert entstand ein regelrechtes Labyrinth an Kellern und Gängen unter der Geraer Altstadt für die Lagerung von Bier. Die Geraer Höhler! Sie wurden nicht nach Plänen angelegt, sondern jeder grub sich seinen Keller nach eigenen Vorstellungen und natürlich auch nach dem was der Geldbeutel zuließ. So entstanden auf einer Fläche von 12 ha ca. 9 Kilometer Gänge und Keller. Um 250 Höhler sind bisher bekannt und registriert. Die verliefen in bis zu 10 Meter Tiefe kreuz und quer, übereinander und manches mal stand man bei den Grabungen auch im Höhler des Nachbarn. Dass es da nicht immer freundlich abging kann man sich vorstellen. In den Höhlern herrschten kontante Temperaturen von 12 bis 13 Grad und so konnte man auch im Sommer Bier brauen und lagern. Den Geraern ging es gut. Von Auswärtigen wurden die Geraer auch verächtlich (oder Neidvoll?) Saufgeraer oder Fettguschen genannt, weil sie sicher auch wohl genährt waren. Aber das soll ja heute nicht mehr so sein. Sagt man. Mit der Gründung des Kaiserreiches, 1871, erloschen die alten Braurechte und die Höhler wurden als Lager genutzt oder verfüllt. Erst 1935 wurde begonnen eine exakte Vermessung durchzuführen. Viele vergessene Höhler wurden wiederentdeckt. Aber erst Anfang der 80iger Jahre begann man damit die alten Keller und Gänge wieder zu beleben. Diesmal nicht mit Bier, sondern für den Tourismus. In der Zeit von 1986 bis 1989 wurden zehn Höhler durch Mauerdurchbrüche miteinander verbunden und für die Besichtigung freigegeben. Führungen werden durch das städtische Museum angeboten und während des jährlichen Höhlerfestes Ende September sind auch viele private Höhler zu besichtigen. Und sicher gibt dann auch hier und da ein kühles Bier zu verkosten.
Im Anschluss der Führung durch die tiefe Geschichte Geras, folgten wir der Einladung der Köstritzer Schwarzbierbrauerei zu einem Abtrunk in das Besucherzentrum der Brauerei. Bei hervorragendem Köstritzer Bier und einem reichhaltigem Abendessen wurde noch viel diskutiert und man konnte kaum glauben, dass solch ein schöner Abend noch vor wenigen Monaten nicht möglich gewesen wäre. Wollen wir hoffen und alles dafür tun, dass es so bleibt.
Besonders bedanken möchten wir uns beim Geschäftsführer der Brauerei, Herrn Uwe Helmsdorf sowie bei den Kolleginnen und Kollegen der Köstritzer Schwarzbierbrauerei für die tolle Organisation und die Bewirtung in der Brauerei. Ein tolles, zünftiges Besucherzentrum, hervorragende Gastgeber und eine gute Stimmung. Es ist immer wieder ein Vergnügen hier Gast zu sein.
G. Schultze
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