Besuch bei der Hardenberg Distillery

Volker Dietrich und Stefan Hafen, Firma Arnold Holstein,
                                                 Master-Distiller Benjamin Jekel, Hardenberg-Wilthen AG und Jörg Balthasar, 1. Vorsitzender

 

Besuch in der Hardenberg Distillery

Die erste Fachveranstaltung des Jahres fand am 20. Februar 2025 auf Einladung der Hardenberg-Wilthen AG in Nörten-Hardenberg unweit von Göttingen statt. Der 1. Vorsitzende, Jörg Balthasar begrüßte die zahlreich anwesenden Mitglieder und bedankte sich vorab beim Gastgeber, vertreten durch den Master-Distiller Benjamin Jekel und dem Sponsor Arnold Holstein GmbH, vertreten durch die Herren Volker Dietrich und Stefan Hafen. Es folgte eine sehr informative Führung durch die Produktion der Gräflich von Hardenberg'sche Kornbrennerei und neu eröffnete Hardenberg Distillery, in der seit die 2019 Hardenberg Whiskey und Gin hergestellt werden.

 

Die Führung startete in der Kornbrennerei mit einem Verkostungsglas, welches im Laufe des Abends immer wieder gefüllt wurde. Nach ausführlicher Erklärung der Herstellung von Korn aus verschiedenen Getreidearten, der Technologie des Maischens, Vergärens und Destillieren eines Weizen-Korns, ging es weiter zur nächsten Station, der Fassreifung des Fein-Destillates: Bottiche aus Eschenholz mit rund 10.000 Litern Inhalt aromatisieren der Korn. Interessant war hören, dass die Dauben rund 10 cm dick sind und 100 Jahre genutzt werden können! In den Lagerräumen befinden sind rund 2.000 „Barrels“ mit Whiskey – einer Spirituose, deren Aroma hauptsächlich vom verwendeten Fass bestimmt wird. Wie Benjamin Jekel ausführte, ist ein Verlust von durchschnittlich 3 – 4% des Inhalts pro Jahr, dem sogenannten „Angels Share“, normal und dies führt im Laufe der mehrjährigen Lagerzeit zu 10 - 15% Verdunstung aus jedem Fass. Die Farbe des anfangs wasserklaren Whiskeys „Tripple Malz“ kommt allein vom Holzfass, nach der Reifung werden verschiedene Barrels miteinander vermischt („geblendet“), um die gewünschte Aromatik im Endprodukt zu erreichen. Die leichte Rauchnote des Getränks kommt hierbei aus dem Holz des Barrels, welches vor der Befüllung mit offenem Feuer leicht „getoastet“ wurde. Die leichte Vanille-Note wiederum gibt das Holzdaube des Fasses ab, es war vorher mit amerikanischem Bourbon gefüllt und wird dann für Lagerung von Whiskey in Europa weiterverwendet. Traditionell werden hierfür Fässer aus Weiss-Eiche genutzt, welche aus einer rund 200 Jahre alten Baum mit einem Stammdurchmesser von gut einem Meter gefertigt werden. Daneben werden auch Rotwein-, Portwein- oder Tequila-Fässer zum Finishing des Whiskeys eingesetzt, welche je nach Vorbelegung, Süße und Farbe an den Whiskey abgeben. Für Brauer überraschend: Ein Fass wird während seines Einsatzes in der Brennerei vier Mal genutzt und es werden im Keller keine vollen Fässer bewegt! Der Inhalt wird für das Blending aus 30 - 50 Fässer à 200 Litern herausgepumpt und danach wird der Alkoholgehalt von 63% („Fassstärke“) mittels voll-entsalztem Wasser auf rund 40% auf „Trinkstärke“ reduziert und abgefüllt.

 

Whiskey aus Deutschland - eine Erfolgsgeschichte

Einen Unterschied zum berühmten schottischen Whisky (ohne „e“) erläutere der Master-Destiller den interessierten Zuhörern ebenfalls: Auf dem „Hardenberg“ sind die Lagerräume größeren klimatischen Schwankungen unterworfen als auf der Insel, was die Reifung um ca. 20% beschleunigt, aber auch zu höherem Alkoholverlust führt. Weiterer Unterschied zu Schottland: In der europäischen Union werden auch viele andere Hölzer wie Kastanie, Walnuss, oder Elsbeere zur Lagerung und letztendlich der Aromatisierung des Whiskeys eingesetzt. Als letzte Sensorik-Probe kam ein Destillat aus Einbecker-Bock ins Glas, der speziell für die Hardenberg Distillery hergestellt wird. Gelagert im Bourbon-Fass und neuer amerikanischer Weißeiche zeigt sich eine deutliche Carmel-Note und dunklere Farbe.

Die letzte Station des Rundgangs war die Halle zur Whiskey-Produktion mit Sudwerk, Gärtanks und der Verschlussbrennerei. Hier erklärte Volker Dietrich von der Firma Arnold Holstein den interessierten Mitgliedern den Ablauf der Herstellung. Wie in der Brauerei wird aus geschrotetem Malz ein Würze hergestellt und warm vergoren, danach Alkohole abdestilliert („wash run“) und in einer zweiten Destillation der Feinbrand („spirit run“) zur anschließenden Fasslagerung im Barrel.

 

Die aktuell installierte Roh- und Feinbrand-Kombination ist für einen Füllinhalt von 2 x 3.000 Litern und 1 x 4.000 Litern Füllinhalt gebaut und produziert pro Tag rund ca. 400 Liter reinen Alkohol. Während das Sudwerk ganz modern aus Edelstahl gefertigt ist, glänzen die Kupfergefäße der Brennblasen daneben und zeugen von der hohen Handwerkskunst der Kupferschmiede des kleinen Familienunternehmens am Bodensee.

 

Der anschließende kollegiale Austausch bei einem Grill-Buffet im “Distillery-Foyer“ schlug dann die Brücke zum Bier: Vom Zapfhahn gab es „Brauherren-Pils“ aus Einbeck, welches dankbar angenommen wurde. Unser Dank gilt den Sponsoren Arnold Holstein GmbH, Einbecker Brauhaus AG und Hardenberg-Wilthen AG als Gastgeber. Dieser gelungene Abend, bei dem Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten mit den Destillateuren diskutiert wurden, wird uns in guter Erinnerung bleiben, Sláinte!

Ingo Schaller

Eindrücke

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