2. Brautechnische Arbeitstagung MSN in Bitburg

 

 

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2. Brautechnische Arbeitstagung MoselSaarNeckar in Bitburg

 

Am 15. und 16. November 2024 fand die 2. Brautechnische Arbeitstagung
der DBMB Landesgruppen Saar, Kurpfalz und NRW mit den Luxemburger Kollegen
in Bitburg statt, ausgerichtet von der Bitburger Braugruppe und der
Firma Heuft Systemtechnik. Die Veranstaltung begann mit einer Werksführung durch die Bitburger Produktionsstätte und einem Begrüßungsabend in der Bitburger Erlebniswelt. Am nächsten Tag folgte die eigentliche Tagung, abgeschlossen durch ein gemeinsames Mittagessen. Die rund 90 Teilnehmer diskutierten aktuelle Themen und Entwicklungen in der Brauindustrie durch Präsentationen und Gespräche.

 

Thomas Lauer, Ehrenpräsident des DBMB und ehemaliger Leiter Technik und Umwelt bei der Bitburger Braugruppe, hob in der ersten Präsentation der Tagung zum Thema Poolflasche vs. Individualflasche die Bedeutung der Pflege von Flaschenpools und die Notwendigkeit hervor, aktuellen Herausforderungen im Biermarkt zu begegnen. Die Entwicklung der Bierflaschen in Deutschland ist bemerkenswert. In den 60er Jahren wurde die 0,5 l Euroflasche Standard. Diese wiederum wurde in den 80er Jahren durch die NRW-Flasche ersetzt. Ziel war es, einen geregelten Flaschenpool auf dem deutschen Biermarkt zu etablieren. Seit den 2000er Jahren gewinnen allerdings Individualflaschen zur Stärkung der Markenidentität und als wirtschaftliche Alternative an Bedeutung. Poolflaschen können zwar wirtschaftliche und ökologische Vorteile bieten, der Flaschenpool wird jedoch weniger gepflegt. Die Corona-Pandemie und die Energiekrise haben die Braubranche jedoch stark beeinflusst und erfordern innovative Lösungen für die Zukunft. Initiativen wie GeMeMa und die MPB Mehrwegpool Genossenschaft zielen darauf ab, durch Standardisierung und Qualitätsverbesserung die Vorteile von Poolflaschen zu maximieren und könnten eine wichtige Rolle in der zukünftigen Marktentwicklung spielen.

 

Walter Bützler von der Heuft Systemtechnik präsentierte die Grundlagen der Künstlichen Intelligenz (KI) und deren Anwendung in Inspektionsgeräten. Er erklärte, wie KI-Systeme aus Daten lernen, urteilen und Probleme lösen können, und verglich klassische Bildauswertung mit KI-gestützter Bildverarbeitung. Anhand von Herausforderungen wie Schaum, Wassertropfen und Glassplittern zeigte er den Einsatz von Machine Learning bei Heuft. Zudem wurde das Konzept des Deep Learning erläutert, wobei tiefes Domänenwissen für die Bewertung von KI-Ergebnissen als entscheidend hervorgehoben wurde. Ein wichtiger Aspekt ist die Kontrolle der Trainingsdaten für den speziellen Anwendungsfall, bei dem maschinelles Lernen zum Einsatz kommt. Nur wenn die Qualität der Trainingsdaten stimmt, kann auch das Ergebnis als vertrauenswürdig eingestuft werden. Heuft verfolgt dabei eine hybride Strategie zwischen KI und konventioneller Erkennung.

 

Dr. Gerd Bender, ehemaliger Braumeister der Karlsberg Brauerei, führte in seiner Präsentation durch die bemerkenswerte Geschichte der Walsheim-Brauerei. Diese wurde 1849 gegründet und 1922 zur Aktiengesellschaft umgewandelt. Unter der Leitung von Dr. Hans Kanter, der 1922 nahezu alle Aktien erwarb, wurden zahlreiche technische Innovationen sowie Umbauten im Bauhaus-Stil durchgeführt. Moderne Einrichtungen wie ein Kellerhochhaus und spezielle Gärtanks wurden eingeführt und das Walsheim Bier fand Verbreitung bis in Länder wie China. Historische Werbungen und Keramik-Bierkrüge illustrieren die Geschichte der Brauerei und bekannte Künstler wie Otto Baumberger entwarfen Werbeplakate für das Walsheim Bier. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde auch aufgrund der jüdischen Vergangenheit der Inhaber der Niedergang der Walsheim-Brauerei besiegelt. Somit bot die Präsentation einen umfassenden Einblick in die Geschichte der Brauerei Walsheim.

 

Maurice Treinen präsentierte einen detaillierten Praxisbericht über das Abwasserrecycling bei der Brasserie Nationale. Er erläuterte die verschiedenen Projektphasen von der Planung bis zu den ersten Implementierungsschritten, mit dem Ziel, den Wasserverbrauch zu reduzieren und die Umweltbelastung zu minimieren. Aufgrund limitierter Wasserentnahmemengen aus dem eigenen Brunnen, steigendem Mineralwasserabsatz sowie gestiegenen Abwassergebühren und Anforderungen an die Einleitwerte in die städtische Kanalisation entstand die Idee des Abwasserrecyclings. Letztendlich kann aus dem Abwasser Wasser in Trinkwasserqualität für das Betriebswasser der Brauerei gewonnen werden. Durch zusätzliche Maßnahmen wurde auch der Wasserverbrauch in der Produktion gesenkt, um bis 2025 das Ziel von 2,5 hl Wasser pro hl Bier zu erreichen. Dieses Projekt dient als Beispiel dafür, wie der Wasserfußabdruck einer Brauerei weiter reduziert werden kann.

 

Christian Gassner von der Karlsberg Brauerei GmbH stellte die neue Einend-Flaschenwaschmaschine mit Laugefiltration vor. Diese Ersatzinvestition ermöglicht eine Energieeinsparung von 35 % und reduziert den Frischwassereinsatz pro Flasche von über 0,6 l auf unter 0,25 l. Durch den Einsatz eines Laugefilters soll zudem die Nutzungsdauer der Reinigungsflüssigkeit verlängert und der Chemikalienverbrauch gesenkt werden. Innerhalb von neun Wochen wurde die alte Anlage demontiert und die neue installiert. Die Bodendecke wurde aufgrund des zusätzlichen Gewichts von 50 Tonnen verstärkt. Der Transport der Anlage stellte eine erhebliche Herausforderung dar und erforderte unvorhergesehene und spontan zu erteilende Streckengenehmigungen. Die angestrebten Energieeinsparungen sowie der reduzierte Frischwasserverbrauch wurden erreicht.

 

Michael Fechir von der Hochschule Trier untersuchte den Einfluss der Whirlpoolhopfengabe auf Metallionen im Bier und dessen Aromastabilität. Die Hopfengabe kann das Aroma betonen, aber auch die Konzentration von Metallionen beeinflussen, was wiederum die Aromastabilität beeinträchtigen kann. Experimente zeigten, dass Whirlpoolhopfung mit Citra®-Pellets und -Extrakt die Metallionenkonzentration senkt und die Entwicklung altersbedingter Fehlaromen verzögert. Extrakte reduzierten Kupfer- und Eisen-Konzentrationen stärker als Pellets, jedoch war die Radikalunterdrückung geringer. Die Wahl zwischen Pellets und Extrakt hängt von Wirtschaftlichkeit, Präferenzen und Technologie ab. Weitere Forschungen sind notwendig, um die Wechselwirkungen zwischen Hopfen, Metallionen und Bieraroma besser zu verstehen und die Qualität und Haltbarkeit von Bier zu verbessern.

Letztlich bot diese Tagung den Teilnehmern wertvolle Einblicke in aktuelle Herausforderungen und innovative Lösungen in der Brauindustrie.

Andrea Landendinger

 

Für die Gastfreundschaft der Bitburger Brauereigruppe möchten wir uns recht herzlich bedanken. Beim gesamten Team für zwei wunderbare Tage und besonders bei Jürgen Zeimetz, Betriebsleiter Technik der Bitburger Brauerei und Claudia Mertes, Assistenz Bierherstellung, Abfüllung und Instandhaltung für die tolle Organisation.

Die 3. Brautechnische Arbeitstagung Mosel-Saar-Neckar wird 2025 unter der Federführung der Landesgruppe Kurpfalz stattfinden.

Bis dahin mit besten Brauergüßen

 

 

veröffentlicht 18.11.2024

Eindrücke

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